Arbeitsmarkt - 28.08.2024

Und, wie lange arbeiten Sie noch?

Portraits zum Arbeiten nach dem Pensionsalter. Eine Erhebung der Berner Fachhochschule.

Möchten Sie weiterarbeiten, wenn Sie Ihr Rentenalter erreicht haben?

Einige antworten darauf entschieden mit Ja, andere tun es aus finanzieller Notwendigkeit und wieder andere sehen darin eine Möglichkeit, endlich etwas zu tun, das während ihrer bisherigen Laufbahn zu kurz gekommen ist.

Heute ist in der Schweiz jede fünfte Person zwischen 65 und 74 Jahren erwerbstätig. Bei der Entscheidung weiterzuarbeiten, spielen viele Faktoren eine Rolle: etwa die Gesundheit und finanzielle Situation, aber auch Familie und Freund*innen. Interviews zeigen, dass frühere Lebens- und Karriereentscheidungen sowie der eigene Handlungsspielraum bei der Arbeit einen Einfluss ausüben.

Welche Motive, Ermöglichungsfaktoren und Hindernisse beeinflussen die Weiterarbeit im Rentenalter? In der Studie «Erwerbstätigkeit im Rentenalter» untersucht ein Forschungsteam des Instituts Alter der Berner Fachhochschule BFH die bezahlte Arbeit nach der Pensionierung. Ein Teil der Studie beinhaltete Gespräche mit Personen, die auch im Rentenalter weiterarbeiten. Diese Gespräche wurden in einer Broschüre gesammelt und veröffentlicht. Die sechs Portraits bieten ein intimes und vielfältiges Bild davon, wie Arbeiten nach der Pensionierung aussehen kann abseits der bekannten Stereotypen.

Einige der Befragten blieben in der vertrauten Branche – etwa im Gesundheitswesen oder an der Hochschule. Andere entschieden sich dafür, sich mehr auf ihre alte Leidenschaft wie die Fotografie oder den Gesang zu konzentrieren. Zusammen geben diese sechs Porträtierten ein intimes und vielfältiges Bild davon, wie Arbeiten nach der Pensionierung aussehen kann – abseits der bekannten Stereotypen.

Mehr wissen? Dieses Magazin ist ein Teil des Forschungsprojekts «Erwerbstätigkeit nach Rentenalter» unseres Wissenschaftspartners, der Berner Fachhochschule (2020–2024), das im Rahmen von age.int durchgeführt wird. Weitere Informationen zur Projekt sind unter age-int.ch erhältlich.

 

Persönliche Entscheidungsfaktoren rund um Erwerbstätigkeit 65+

Diverse individuelle Faktoren beeinflussen die Entscheidung von Menschen rund um das Rentenalter, ihre Erwerbstätigkeit weiterzuführen oder zu beenden. Auffällig: dabei geht es oft nicht ‘nur’ um die Arbeit selbst, sondern vielmehr um die persönliche ‘Bedeutung von Arbeit’ (meaning of work [Mor-Barak, 1995; in Jansen et al., 2019]). Die individuellen Einflussfaktoren verteilen sich grob auf folgende Hauptgebiete:

  • Soziales Umfeld
    Die Situation der Partner*in, eventuellen Kindern und der restlichen Verwandtschaft spielt eine wichtige Rolle bei der Entscheidung (nicht) weiterzuarbeiten nach dem Pensionsalter. Aber auch der (tolle oder mühsame) Kontakt zur Arbeitskolleg*innen oder gerade zu Freund*innen und Bekannten ausserhalb der Arbeitswelt kann den Entscheid beeinflussen. 
  • Finanzielle Situation
    Für manche Menschen besteht eine ökonomische Notwendigkeit zum Weiterarbeiten, während der finanzielle Anreiz für andere Menschen weniger ausschlaggebend ist. 
  • Persönliche Arbeitseinstellung und -Gestaltung
    Wer Selbsterfüllung im Job erfährt, sich mit der Werten der Arbeitsorganisation identifizieren und den eigenen Interessen nachgehen kann, ist tendenziell eher gewollt, nach dem Pensionsalter weiterzuarbeiten. Das Gleiche gilt für diejenigen, die das Arbeitspensum, Arbeitszeiten und -Orte selbst mitbestimmen können, oder die Möglichkeit haben, Kenntnisse an jüngere Generationen weiterzugeben. 
  • Gesundheitszustand
    Die Entscheidung zur weiteren Erwerbstätigkeit ist zum Teil auch vom «Können» geprägt: weiterzuarbeiten setzt unter anderem voraus, dass man über eine ausreichende körperliche und psychische Gesundheit verfügt. 
  • Frühere Lebensentscheidungen
    Frühere Lebensentscheidungen, sei es in der Arbeit (z.B. Weiterbildung, Teilzeitpensum) oder ausserhalb der Arbeit (e.g. Migration, lange Familienpause, …), prägen später die Entscheidung über eine verlängerte Erwerbstätigkeit. 
  • Andere Faktoren
    Zudem spielen noch andere persönliche Entscheidungsfaktoren eine Rolle. So kann die Arbeit auch eine Struktur und Sinn im Leben mit sich bringen, oder mit einem gewissen sozialen Status einhergehen. Zugleich kann aber auch die Voraussicht auf weniger Arbeitsstress, oder mehr Zeit um (neue) Hobbys nachzugehen die Entscheidung über eine (nicht) verlängerte Erwerbstätigkeit beeinflussen

Inhaltsverzeichnis der 6 Porträts

  • Zurück zum Tagesgeschäft
    Christine Nydegger - Journalistin, 73 Jahre
  • Da man gebraucht wird
    Inge-Lise Jensen - Pflegefachfrau, 68 Jahre
  • Ein Leben voller Musik
    Ulrich Kilchhofer - Musikalische Projekte und Erwachsenenbildung, 66 Jahre
  • Vollgas und auslaufen lassen 
    Graziano Meli - Unterricht und Betreuung von Bachelorarbeiten, 66 Jahre
  • Verlagerung aufs zweite Standbein
    Rita Willener - Selbständige Pflegeexpertin, 68 Jahre
  • Von der Leidenschaft zum Beruf
    Jean-Claude Poffet - Fotograf, 69 Jahre
  • Forschungsergebnisse
    Weiterarbeiten – auch über das Rentenalter hinaus?

Bei der Broschüre haben folgende Personen mitgewirkt  

 

Ansprechpartner:in für diese Studie

Prof. Dr. Jonathan Bennett

Co-Head of the Institute on Ageing, Bern University of Applied Sciences

Prof. Dr. Jonathan Bennett ist Co-Leiter am Institut Alter der Berner Fachhochschule (BFH) und Mitglied wissenschaftlicher Think-Tank focus50plus.

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