Arbeitsmodelle - 09.12.2024
Job- und Topsharing in der Schweiz
Der Verein PTO (Part-time Optimisation) hat zum Ziel, ein besseres Gleichgewicht in der Schweizer Berufswelt – zwischen Mann und Frau, Beruf und Familie, Ausbildung und Karriere – für die Angestellten, die Unternehmen und die Gesellschaft als Ganzes zu fördern.
Sie sind Auftraggebende für die Studie "Job- und Topsharing in der Schweiz". Ansprechpersonen dieser Studie sind Prof. Dr. Anne Jansen und Ellenor Hunn der Fachhochschule Nordwestschweiz, einem wissenschaftlichen Partner von focus50plus.
Die Resultate dieser Studien zeigen, dass das Modell des Job- und Topsharings in der Schweiz in allen Sprachregionen Fortschritte gemacht hat. Die ermutigenden Ergebnisse dieser Studie stärken die Motivation des Vereins, seine vielfältigen Dienstleistungen und Begleitung mit noch mehr Engagement fortzusetzen.
Ziel ist es, Job- und Topsharing weiter zu fördern und noch bekannter zu machen. Ein Arbeitsmodell, das den Unternehmen und der aktiven Bevölkerung unseres Landes zahlreiche Vorteile bringt.
Zusammenfassung
Vor dem Hintergrund des zunehmenden Fachkräftemangels sind Organisationen vermehrt darauf angewiesen, Arbeit attraktiv zu gestalten, um Arbeitskräfte zu gewinnen und zu halten. Ein Arbeitsmodell, das den Bedürfnissen der Beschäftigten nach Sinnstiftung und Vereinbarkeit entgegenkommt, ist Job-/Topsharing. Beschäftigte, die im Jobsharing arbeiten, teilen sich eine Vollzeitstelle mit voneinander abhängigen Aufgaben und gemeinsamer Verantwortlichkeit. Topsharing bezieht sich auf Jobsharing auf Managementstufe. Job-/Topsharing kann mit einer Reihe von Vorteilen für Organisationen wie auch Beschäftigte verbunden sein, da es Teilzeit auch in Funktionen ermöglicht, die lange Zeit nur als in Vollzeit ausübbar galten.
Die letzte schweizweite Erhebung zur Verbreitung von Job- und Topsharing liegt zehn Jahre zurück. Die vorliegende Studie geht daher der Frage nach, wie verbreitet Job- und Topsharing in Organisationen in der Schweiz sind und welchen Einfluss organisationale Rahmenbedingungen auf die Umsetzung von Job- und Topsharing haben. Eine geschichtete Zufallsstichprobe von 5 000 Organisationen des öffentlichen, privaten und Nonprofit-Sektors in drei Sprachregionen der Schweiz wurde per Brief angeschrieben und zu einer Online-Befragung eingeladen. Die Ergebnisse basieren auf den Daten von 1 064 Organisationen (Rücklaufquote 22.5 %). Um für das Personalmanagement relevante Aspekte von Job- und Topsharing besser zu verstehen, wurden zusätzlich 148 ausgewählte Organisationen mit Job-/Topsharing befragt (Rücklaufquote 20 %).
Die Ergebnisse der Hauptbefragung zeigen, dass in 28 % der Organisationen in der Schweiz Job-/Topsharing vorhanden ist. Die Verbreitung in allen drei Sprachregionen ist hierbei ähnlich. Grosse Organisationen haben einen signifikant höheren Anteil an Job-/Topsharing als kleine und mittlere Organisationen. Gut vier Fünftel der Organisationen mit diesem Arbeitsmodell setzen Jobsharing und ein Drittel setzen Topsharing um. Die Daten zeigen auch, dass Job-/Topsharing aktuell nicht nur in mehr Organisationen in der Schweiz verbreitet ist, sondern dass auch mehr Personen in diesem Modell arbeiten als noch vor zehn Jahren. Insbesondere hat die Verbreitung von Topsharing zugenommen. Organisationen machen mehrheitlich gute Erfahrungen mit Topsharing und berichten weniger über negative Erfahrungen.
Die Zusatzbefragung macht deutlich, dass es von Seiten HR Herausforderungen bei der Umsetzung dieses Arbeitsmodells, insbesondere bei der Rekrutierung von Job-/Topsharing-Paaren, zu geben scheint. Die Organisationen mit Job-/ Topsharing unterscheiden sich nicht bedeutsam von denen Organisationen ohne Job-/Topsharing hinsichtlich organisationaler Rahmenbedingungen, d. h. in ihren Massnahmen zur Geschlechtergleichstellung, Möglichkeiten zum zeitlich flexiblen Arbeiten, Etablierung von agilem Arbeiten und Betroffenheit vom Fachkräftemangel. Allerdings scheinen Organisationen, die Job-/Topsharing umsetzen, ihren Beschäftigten in geringerem Masse örtliche Flexibilität bieten zu können und auch der Einsatz digitaler Technologien ist im Durchschnitt weniger verbreitet als in Organisationen ohne Job-/Topsharing. Basierend auf den Ergebnissen lassen sich Handlungsempfehlungen ableiten, die darauf abzielen, die Verbreitung weiter zu steigern und Organisationen in der Umsetzung durch gezielte Informationen und Angebote zu unterstützen.
Ansprechpartner:in für diese Studie
Prof. Dr. Anne Jansen
Dozentin am Institut für Personalmanagement und Organisation der Fachhochschule Nordwest (FHNW)
Prof. Dr. Anne Jansen ist Mitglied im wissenschaftlichen Think-Tank von focus50plus.
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