Arbeitswelt - 17.07.2024

Gesundheitsmanagement: Eine lohnende Investition

In Zeiten von Fachkräftemangel und steigenden Absenzen ist es wichtig, dass sowohl Arbeitgebende als auch Arbeitnehmende frühzeitig in die Gesundheit investieren. Mehr im Artikel von Alena Sibrava, Ressortleiterin Swissmem.

Gesundheitsmanagement: Eine gemeinsame Investition, die sich lohnt

In Zeiten von Fachkräftemangel und steigenden Absenzen ist es wichtig, dass sowohl Arbeitgebende als auch Arbeitnehmende frühzeitig in die Gesundheit investieren. Drei Industrieunternehmen gehen mit gutem Beispiel voran und zeigen, wie diese gemeinsame Verantwortung erfolgreich umgesetzt werden kann.

Text: Alena Sibrava, Ressortleiterin Swissmem. Swissmem ist Mitglied von focus50plus.

Die Zahl der krankheitsbedingten Ausfälle hat in der Schweiz und im Ausland markant zugenommen. Ein Vollzeitarbeitnehmender war im Jahr 2022 durchschnittlich 9.3 Tage krank – also fast zwei Wochen. Das sind 1.8 Tage oder fast ein Viertel mehr als noch 2021 (Quelle: BfS).

Personalausfälle sind für Unternehmen – nicht nur aus Kostengründen – ein grosses Problem. Wenn Mitarbeitende fehlen, können Aufgaben nicht erledigt werden, was zu Verzögerungen und einer geringeren Produktivität führt. Es bedeutet aber auch, dass die verbleibenden Mitarbeitenden oft zusätzliche Aufgaben übernehmen müssen, was im schlimmsten Fall ihre eigene Gesundheit beeinträchtigen kann.

Aus diesen Gründen setzen bereits viele Unternehmen auf «Vorbeugen statt heilen». Verschiedene Massnahmen tragen dazu bei, die Gesundheit der Mitarbeitenden zu stärken und gleichzeitig ihre Motivation und Bindung an den Arbeitgeber zu erhöhen. Die Arbeitnehmenden sind aber ebenfalls gefragt: Gesunde Ernährung, regelmässige Bewegung und eine offene Kommunikation gegenüber Vorgesetzten und Kolleginnen und Kollegen helfen, körperlich und mental fit zu bleiben.

Im Rahmen des Projekts «Arbeit der Zukunft» haben Arbeitnehmende und Arbeitgebende gemeinsam ein Best Practice zum Thema Gesundheitsförderung erarbeitet. Dieses enthält zahlreiche Tipps und Anlaufstellen für den Auf- und Ausbau eines betrieblichen Gesundheitsmanagements im Unternehmen

Gesundheitscheck am Arbeitsplatz spart Zeit und Ressourcen

Beim Technologiekonzern Bühler in Uzwil (SG) wurde die Fürsorge für die Mitarbeitenden schon immer grossgeschrieben. Als gegen Ende des Ersten Weltkriegs die Lebensmittel knapp und teuer wurden, führte das familiengeführte Unternehmen die erste Arbeiterkantine der Schweiz ein. Die Anforderungen an die Mitarbeitenden sind seither stark gestiegen. Arbeit und Freizeit verschmelzen immer mehr, und die Digitalisierung sowie das Tempo in der Produktion haben die technischen Berufe stark verändert. «Gesunde Mitarbeitende sind die Basis für unseren Unternehmenserfolg», sagt Stefan Scheiber, CEO Bühler.

Vor einem Jahr hat das Unternehmen das Bühler Energy Center – kurz BEC – eingeweiht; ein Ort, der Mitarbeitende beim «Auftanken» unterstützen soll und sie auf die dynamischen Anforderungen im Arbeitsleben vorbereitet. Im Komplex integriert, ist auch der sogenannte «Health Port». Dieser bietet Mitarbeitenden neben der Erstversorgung und der medizinischen Versorgung für Reisen verschiedene Möglichkeiten, um sich um ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu kümmern. Neben physiologischen Check-ups oder Ernährungsberatung gibt es auch Angebote, welche die Bereiche Gesundheitskompetenz, Fitness, Physiotherapie, mentale Gesundheit und Entspannung abdecken.

Für die Gesundheit der Mitarbeitenden sei aber nicht nur der Arbeitgeber verantwortlich. Vielmehr habe es mit Eigenverantwortung zu tun, sagt Christof Oswald, Head Global HR von Bühler. So sei es an den Mitarbeitenden, das vielfältige Angebot auch zu nutzen und sich selbst Sorge zu tragen.

Gemeinsame Mittagessen fördern den Zusammenhalt

Ebenfalls in der Ostschweiz angesiedelt ist die Regloplas AG. Das KMU hat vor einem Jahr einen sechsstöckigen Neubau in St. Gallen bezogen. Dieser bietet den Mitarbeitenden optimale Bedingungen für die tägliche Arbeit: In der Produktion sind über 60 neue Arbeitsplätze entstanden, die dank der Bauweise natürlich belichtet und belüftet werden. Die Büroarbeitsplätze wurden mit modernsten Schweizer Holzmöbeln und mit höhenverstellbaren Tischen ausgestattet.

Der Austausch der Mitarbeitenden wird bei Regloplas bewusst gefördert. So stehen diverse Lounges und Teeküchen zur Verfügung und das Mittagessen wird gemeinsam in der modernen Gastroküche eingenommen. Die Küchen-Crew kocht täglich frische Gerichte für die ganze Belegschaft, die für diese erst noch gratis sind. Ein Ruhe- und ein Fitnessraum, komfortable Garderobenschränke und Duschen sowie Veloabstellplätze mit Lademöglichkeiten für E-Bikes runden das Angebot ab.

«Die Investition hat sich für uns mehr als gelohnt. Die Absenzen sind im letzten Jahr deutlich zurückgegangen und die Stimmung im Team ist so gut wie noch nie», sagt Christian Eckert, CEO Regloplas. Der Neubau punktet aber nicht nur bei den bestehenden Mitarbeitenden. Auch potenzielle Mitarbeitende fühlen sich angesprochen: «Seitdem wir unsere Vorstellungsgespräche hier durchführen, haben wir nur noch begeisterte Bewerberinnen und Bewerber. Das spricht sich herum und ist gerade in Zeiten des Fachkräftemangels beste Werbung für uns», so Christian Eckert.

Soziale Interaktionen sind für die mentale Gesundheit wichtig

Die Gesundheit der Mitarbeitenden ist ein wichtiger Faktor für den Unternehmenserfolg. Davon ist auch ABB überzeugt und hat Anfang 2024 die Sensibilisierungskampagne «WellComeTogether» lanciert. Mit verschiedenen Aktionen, die während des ganzen Jahres bei ABB Schweiz stattfinden, sollen Mitarbeitende dazu motiviert werden, sich selbst Sorge zu tragen.

Wichtige Pfeiler der Kampagne sind soziale Interaktion und die Förderung eines offenen Arbeitsklimas. So dient etwa die Aktion «Think Positive» dazu, im Alltagsstress kurz innezuhalten und über die eigenen Stärken und Handlungsmöglichkeiten nachzudenken, statt auf die Herausforderungen zu fokussieren. Während drei Monaten werden den Mitarbeitenden über verschiedene interne Kanäle Fragen gestellt, die zur Selbstreflexion anregen.

Auch der soziale Kontakt ist wichtig, damit sich Mitarbeitende bei der Arbeit wohl fühlen. Dies hat die Pandemie deutlich gezeigt, in deren Verlauf psychische Erkrankungen deutlich zugenommen haben. So plant ABB im Rahmen der «WellComeTogether»-Kampagne einstündige Kaffeepausen-Events, während derer Teams gemeinsame Aktivitäten geniessen und das soziale Miteinander in angenehmer Atmosphäre wiederbeleben können.  

Ein angenehmes Arbeitsumfeld zu schaffen bedeutet, eine Atmosphäre zu schaffen, in der man offen über Belastungen sprechen kann. «Jeder erlebt von Zeit zu Zeit Stress oder durchlebt schwierige Situationen – das ist ein natürlicher Teil des Lebens und keine Krankheit», sagt Susanne Wipf, Head of Wellbeing bei ABB. In 20 Videostatements berichten Mitarbeitende von verschiedenen Hierarchiestufen über ihre persönliche Belastung und geben damit Anstoss, über das Thema Stress offen zu reden.

Inspiration für Personalfachleute

Wollen auch Sie ihr betriebliches Gesundheitsmanagement auf- oder ausbauen? Es muss nicht gleich ein Neubau oder ein umfassendes Gesundheitskonzept sein. Schon kleine Massnahmen können helfen, die Arbeitsbedingungen zu verbessern und die Resilienz der Mitarbeitenden zu stärken. Auf www.arbeit-der-zukunft.ch finden Sie viele Ideen und Anregungen zum Thema Arbeitsmarkt.

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